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  • AutorenbildSönke Stiller

Hilfe, ich verstehe meine Muttersprache nicht mehr!

Haben Nichtbinäre öfter FOMO? Sind Flexitarier woke? Was ist schlimmer: Gendergap oder Gender-Paygap? Und performt die KI schon besser als ich*?


Sie werden es erraten haben: Heute schreibe ich über neue Worte. Neologismen, wie der Fachmensch sagt. Ich habe mir für den Einstieg bewusst nur Worte ausgesucht, die ich selbst verwende.


Neue Worte sind normal…

Wenn ich ein neues Wort höre, interessiert es mich: Was genau bedeutet es? Woher kommt es? Warum konnten wir den Gedanken nicht mit vorhandenen Worten ausdrücken? Ich recherchiere solche Dinge. Und da ich ein aufgeschlossener Mensch bin, verwende ich gern neue Worte. Ich trage also aktiv dazu bei, dass sie sich verbreiten.


Wo Menschen sich treffen und miteinander reden, gibt es neue Ideen, Gedanken, Philosophien. Neue Ideen brauchen neue Worte. Auch wenn Menschen reisen oder umziehen, bringen sie Ideen und Worte mit. Und schließlich bringen neue Technologien und Möglichkeiten neue Worte mit sich. So verändert sich eine lebendige Sprache ständig. Das ist ganz normal. Warum ein Text darüber?


…aber man muss sie lernen

Ich schaue mir neue Worte von Berufs wegen auch mit den Augen unserer Prüfleserinnen und Prüfleser an. Neulich sagte einer von Ihnen: „Flexitarier - das sind doch die, die viel Fleisch essen. Oder?“ Das fand ich witzig. Nicht in dem Sinne, dass ich mich über ihn lustig machte, sondern auf eine entlarvende Art und Weise. Neue Worte sind nicht selbstverständlich. Wobei „selbstverständlich“ hier wörtlich gemeint ist: Die Worte sind nicht „von selbst zu verstehen“.


Bei aller Lust an Neuem will ich sensibel sein. Wenn ich spreche, frage ich „Kennst du das Wort?“. Und beim Schreiben? In Leichter Sprache meide ich neue Worte. In Einfacher Sprache kann man je nach Thema und Zielgruppe neue Worte nutzen und erklären. Und ganz allgemein ist es sinnvoll, über Texte gut nachzudenken und Worte sorgfältig auszuwählen. Wenn ich das mache, fallen mir in meinen eigenen Texten oft Worte auf, die ich für selbstverständlich halte – die es aber nicht sind. Und schlimmer: Viele dieser Worte sind unnötig. Wenn das so ist, dann weg damit!


Wie handhaben Sie das? Denken Sie darüber nach, ob ein Wort allgemein verständlich ist, wenn Sie sprechen oder schreiben? Fallen Ihnen Beispiele aus Ihrem aktiven Wortschatz ein, die nicht für alle Menschen verständlich sind? Ich bin gespannt!


Herzliche Grüße

Sönke Stiller





* Erklärungen:

  • Nichtbinäre oder auch nonbinäre Menschen lassen sich nicht eindeutig entweder dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zuordnen.

  • FOMO ist die „Fear Of Missing Out“ – die Angst, etwas zu verpassen.

  • Flexitarier sind Menschen, die wenig Fleisch und viel Gemüse essen, aber nicht ganz vegetarisch leben.

  • Woke bedeutet „erwacht“. Eine „woke“ Person ist sensibel für Benachteiligung und kämpft für Gerechtigkeit.

  • Gendergap ist die Sprechpause, die manche Menschen machen, um alle Geschlechter (weiblich, männlich, divers) zu nennen. Geschrieben sieht das so aus: „Lehrer*innen“ oder „Lehrer:innen“. * oder : stehen für die Pause.

  • Gender-Paygap ist die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern für gleiche Arbeit.

  • „performen“ ist ein eingedeutschtes, ursprünglich englisches Wort für „Leistung bringen“

  • KI steht für Künstliche Intelligenz. Der Begriff kommt aus der Informatik. Es geht, grob gesagt, um lernfähige Maschinen. Also um Computer, die nicht nur tun können, wozu sie programmiert sind, sondern die ohne zusätzliche Programmierung neue Dinge lernen. Glaube ich. Jemand mit Ahnung von Informatik möge mich korrigieren.

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