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  • AutorenbildSönke Stiller

Briefe an den Bundespräsidenten

Ich stelle Ihnen heute ein Projekt vor, das mir großen Spaß macht und an dem ich gerade arbeite. Es heißt "Briefe an den Bundespräsidenten". Zusammen mit dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung sowie dem Grund-Bildungs-Zentrum Berlin entsteht zum Weltalphabetisierungstag im September 2024 ein Buch mit diesem Titel. Ich nehme Sie mit in die ganz konkrete Arbeit, die in einem solchen Projekt steckt. Und anschließend sage ich Ihnen, warum ich das Projekt so toll finde.


Damit das Buch entstehen kann, braucht es folgende Schritte:

  1. Wir haben einen Schreibwettbewerb veranstaltet. Es war aber nicht einfach nur "irgendein Schreibwettbewerb", sondern wir haben Menschen gebeten, einen Brief zu schreiben, für die lesen und schreiben schwierig ist: einige der 6,2 Millionen "gering literalisierten Erwachsenen". Und tatsächlich, Menschen haben sich hingesetzt und Briefe geschrieben. Diese Phase ist bereits beendet.

  2. Nun steht die Jury-Phase unmittelbar bevor. Das Projekt-Team hat die Einsendungen gesichtet und Briefe aussortiert, die das Thema des Schreibwettbewerbs verfehlt haben. Aus den übrigen Einsendungen wird die Jury die Briefe auswählen, die am Ende im Buch stehen werden. Ich freue mich schon sehr auf die Gespräche mit den tollen Menschen, die diese schwierige Aufgabe übernehmen. Im April wird die Jury dem Projekt-Team ihre Auswahl bekanntgeben.

  3. Anschließend übergeben wir das Ergebnis an die Kolleginnen und Kollegen im Spaß am Lesen Verlag. Sie werden aus den Briefen ein Buch machen: ein Editorial schreiben, ein Cover entwerfen, den Text setzen und korrigieren, das Buch drucken und verkaufen.


Mit Einfacher Sprache oder Leichter Sprache haben die "Briefe an den Bundespräsidenten" nur indirekt zu tun. Menschen, die nicht gut lesen können, schreiben nicht automatisch einfach. Im Gegenteil, schreiben ist für sie anstrengend und ungewohnt. Oft sind ihre Texte deshalb sogar recht schwierig.


Warum also finde ich das Projekt so toll? Ich habe die Briefe gelesen und darunter waren unglaublich anrührende Lebensgeschichten, aber auch wütende Meinungsäußerungen. Die Menschen, die diese Briefe geschrieben haben, sind für mich im Arbeitsalltag viel zu oft abstrakt "die Zielgruppe". Ja, in meiner täglichen Arbeit muss ich in Zielgruppen denken. Leichte Sprache richtet sich an andere Menschen als Einfache Sprache. Und Einfache Sprache wendet sich wiederum an sehr unterschiedliche Menschen. In den Briefen kommen mir einige dieser Menschen ganz nah. Und das ist eine tolle Erfahrung.


Noch wichtiger sind aber die Ziele, die hinter dem Projekt stecken. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass so viele in unserem Land nicht gut lesen und schreiben können. Darauf, dass viele Menschen nicht einmal Einfache Sprache lesen könnten. Was bedeutet es, ohne Schrift zu leben?


Und natürlich werden die Kolleginnen und Kollegen versuchen, das Buch am Weltalphabetisierungstag dem Bundespräsidenten zu übergeben. Ob er sie jemals lesen wird? Ich weiß es nicht. Aber es wäre nicht nur schön, sondern er würde einen Einblick in das Leben von vielen Millionen Menschen in Deutschland bekommen, für die verständliche Kommunikation kein Luxus ist, sondern eine Voraussetzung für Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen und beruflichen Leben.


Wenn Sie Interesse an dem Buch haben, können Sie es gern beim Spaß am Lesen Verlag vorbestellen. Da es noch ein bisschen dauern wird, bis das Buch erscheint, melden Sie sich doch einfach für den Newsletter des Verlags an. Dann verpassen Sie das Buch nicht.


Und wenn Sie selbst ein Buchprojekt haben, das mit Leichter oder Einfacher Sprache zu tun hat, melden Sie sich gern. Wir setzen es professionell und wie Sie heute lesen konnten, mit großer Freude für Sie um.

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